Überblick behalten im Orkan-Chaos

Überblick behalten im Orkan-Chaos

Vor zwei Wochen ist Tief „Lambert“ über Nordrhein-Westfalen gezogen und zum Teil laufen die Aufräumarbeiten immer noch. Auch wenn es nicht das stärkste Unwetter war, sorgte es für hunderte Einsätze und Schäden in Millionenhöhe. Durch die Klimakrise steigt die Wahrscheinlichkeit, dass auch Warendorf von solch einem Unwetter getroffen wird. Und dass es heftiger ausfällt. Wie ist die Feuerwehr auf so etwas vorbereitet?

Sie spricht dann von einer sogenannten „Flächenlage“ – wenn ein Einsatz nicht nur an einer Stelle ist, wie ein Brand oder ein Unfall, sondern ein ganzes Gebiet betrifft, zum Beispiel eine Stadt.

Normalerweise gehen alle Notrufe bei der Leitstelle ein. Würde ein Orkan über Warendorf fegen, dann ginge die Zahl der Anrufe ziemlich schnell durch die Decke. Bei der Feuerwehr springt dann eine besondere Organisationsstruktur an: In der Feuerwache am Holzbach wird ein sogenannter Meldekopf eingerichtet. „Der Lagedienst in der Leitstelle entscheidet, wann es zu viel wird“, sagt Tobias Aundrup, stellvertretender Einheitsführer, der diese Strukturen bei der Warendorfer Feuerwehr leitend mit aufgebaut hat. Es ist eine zentrale Koordinierungs- und Kommunikationsstelle für die gesamte Feuerwehr, die die Kreisleitstelle entlastet. „Hier kommen dann die Faxe mit den Notrufen an“, sagt Einheitsführer Christian Erpenbeck.

Bis zu 20 Leute arbeiten in dem Team, sie haben Aus- und Fortbildungen gemacht und sich freiwillig gemeldet, diesen Job bei einer Flächenlage zu übernehmen. Ihre wichtigste Aufgabe ist es, die Notrufe zu priorisieren. „Ganz oben steht immer die Rettung von Menschenleben“, sagt Frank Sölken, Leiter des Amtes Feuerwehr und Rettungsdienst in der Stadtverwaltung.

Wem bei einem Orkan ein Baum aufs Haus gefallen ist, aber nicht akut gefährdet ist, der muss eventuell warten. „Bei so einer Lage müssen wir die Wege freimachen, wenn umgefallene Bäume Straßen blockieren und deshalb zum Beispiel ein Rettungswagen nicht durchkommt“, erklärt Sölken. Das heißt auch, anderen im Zweifelsfall deutlich zu sagen: „Wir haben gerade Wichtigeres zu tun.“ Es ist nicht nur so ein Unwetter selbst, es sind auch dessen Folgen. Mit Bäumen auf der Straße steigt die Gefahr von Verkehrsunfällen. Die Stromversorgung kann unterbrochen werden – zum Beispiel bei jemandem, der zu Hause beatmet wird und ohne Strom in Lebensgefahr gerät.

Die Feuerwehr übt solche Szenarien regelmäßig. Wo kommen die Drehleitern zum Einsatz, wenn sie eigentlich an zehn Stellen gleichzeitig gebraucht würden? Welche Verkehrsachsen müssen freigemacht werden? Wo müssen Keller leergepumpt werden? Ein bis zweimal pro Jahr wird das durchgespielt. „Es sind Überlastungssituationen“, sagt Christian Erpenbeck. Situationen, die irgendwann auch die Profis an ihre Grenzen bringen. „Eine große Hilfe ist deshalb eine Bevölkerung, die sich über Krisensituationen im Vorfeld schonmal Gedanken gemacht hat“, sagt Frank Sölken.

Bei der Stadt Warendorf gibt es Informationen für die Notfallvorsorge: https://www.warendorf.de/bildung-kultur/energiekrise/notfallvorsorge.html

Auch der Kreis Warendorf hat eine Checkliste und weitere Informationen, auch zu Sirenensignalen: https://www.kreis-warendorf.de/besser-bereit

In der Einsatzzentrale der Feuerwehr in Warendorf: (v.l.) Amtsleiter Brandschutz und Rettungsdienst Frank Sölken, stellv. Einheitsführer Tobias Aundrup und Einheisführer Christian Erpenbeck

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