Wenn es brenzlig wird

Wenn es brenzlig wird

Retten, Löschen, Bergen, Schützen: Für die Feuerwehr ist kein Risiko zu hoch, um die Sicherheit der Menschen zu gewähren. wer die 112 wählt, kann sicher sein, dass Hilfe im Anmarsch ist. Umso wichtiger ist es, den Nachwuchs in Sachen Brandbekämpfung zu fördern. Die Freiwillige Feuerwehr Warendorf geht hier mit gutem Beispiel voran.

Mit zwölf Jahren ist Daniel Stählker der Jugendfeuerwehr in Warendorf beigetreten und 24 Jahre am Ball geblieben. Er erinnert sich lebhaft an seinen ersten Einsatz: Grade volljährig geworden, sei er mitten in der Nacht zu einem Unfall losgefahren: ein Pkw in der Ems. Der heute 36-jährige Familienvater leitet mittlerweile die Jugendfeuerwehr in Warendorf und ist ehrenamtlich als Stadtjugendfeuerwehrwart tätig. Helfen in Not hat für ihn Tradition, schon Stählkers Vater und Großvater haben sich in der Feuerwehr engagiert. „Mir hat es als Jugendlicher großen Spaß gemacht. Ich hatte einen tollen Jugendwart, der viele interessante Sachen mit uns gemacht hat“, sagt Stählker, der genau diese Erfahrung an die junge Generation weitergeben möchte.

„Unser Ziel ist es, den Nachwuchs spielerisch an die feuerwehrtechnischen Abläufe heranzuführen“, erklärt er. Dabei werde Wert darauf gelegt, dass Kameradschaft und Pflichtbewusstsein vermittelt werden. Das wirkt sich laut dem 36-Jährigen auch positiv auf die Entwicklung der Jugendlichen aus. Sie lernten Gefahren zu erkennen, richtig einzuordnen und im Ernstfall schnell zu handeln. Desto früher die Jungen und Mädchen mit der Arbeit der Feuerwehr vertraut seien, desto wahrscheinlicher sei es, dass sie auch langfristig dabei blieben, so Stählker.

Für die Mitgliedschaft in der Jugendfeuerwehr Warendorf gibt es keine Einstiegsvoraussetzungen. Körperliche oder geistige Einschränkungen sind kein Ausschlusskriterium. „Das ‚Wir’ steht im Mittelpunkt“, betont Stählker. 39 Mitglieder zählt die Jugendfeuerwehr in Warendorf, eine positive Entwicklung, wie der Stadtjugendfeuerwehrwart feststellt. „Ein riesiger Vorteil, den wir haben, ist unsere große Nachwuchsförderung.“ Das Engagement sei sogar überregional gelobt worden.

Regelmäßig organisiert Stählker die Berufsfeuerwehrtage, an denen sich die Jungen und Mädchen mit den Tätigkeiten der Brandschützer beschäftigen. Zwar spielerisch, aber der Verantwortung bewusst, stellen sie sich Herausforderungen, die im Alltag der Feuerwehr vorkommen. „Mit den Jugendlichen spielen wir kleine Einsatzszenarien nach“, sagt der Jugendfeuerwehrwart über den besonderen Gruppendienst. „Weil wir so viele Jugendliche sind, haben wir zwei bis drei Löschfahrzeuge. Dann werden die Teilnehmer von uns alarmiert und bekommen einen Arbeitsauftrag.“ Anschließend würden sie in Schutzbekleidung ins Stadtgebiet rausfahren und Aufgaben erledigen – dabei orientieren sie sich an ihren Vorbildern, den ausgebildeten Einsatzkräften.

Voneinander lernen: Im Ernstfall muss jeder Handgriff sitzen.

„Einzelkämpfer sind komplett verloren“

Die Betreuung der Jugendlichen, die Organisation der Übungsdienste und die Welt der Feuerwehr erklären – die Nachwuchsförderung erfordert Mühe. „Es ist wahnsinnig viel Arbeit, denn es ist alles Ehrenamt“, sagt Daniel Stählker, der sich sicher ist, dass der Spaß beim Ehrenamt und die gemeinsamen Erlebnisse den Aufwand entschädigen. Im 14-Tage-Rhythmus treffen sich die Mitglieder der Jugendfeuerwehr immer dienstags im Gerätehaus in Freckenhorst. Dort werden zu verschiedenen Themenbereichen Übungsdienste abgehalten, die Theorie und Praxis vereinen. „Wir machen mit den Jugendlichen die ganz normale Ausbildung, wie mit den aktiven Einsatzkräften“, sagt Stählker. Brandübungen in Schutzkleidung und Rausfahren im Löschfahrzeug: Das Berufsfeld eines aktiven Feuerwehrmanns wird für die Jugendlichen erlebbar.

Das Programm ist abwechslungsreich: Erste-Hilfe-Kurse, Fahrzeugkunde und das korrekte Heben von Lasten wollen gelernt sein. Das Wissen wird in simulierten Notfallsituationen vertieft: Ein umgestürzter Baum hat eine Person eingeklemmt. Wie können die Jugendlichen den Verletzten befreien? Ein Auto hat sich überschlagen, die Fahrer sind nicht ansprechbar. Welche Maßnahme ist die richtige?

Wissenswertes für den Ernstfall, aber auch eine Schule für das Leben: Die Arbeit bei der Feuerwehr ist laut Stählker mit viel Verantwortung verbunden. Trotzdem komme der Spaß nicht zu kurz. Gemeinsam fahren die Jugendgruppen in Zeltlager, machen Ausflüge oder stärken die Gemeinschaft an Spieleabenden. „Feuerwehrarbeit ist Teamarbeit“, betont der 36-Jährige, der sich im Dienst blind auf seine Kollegen verlassen kann. „Einzelkämpfer sind bei der Feuerwehr komplett verloren.“

Für die Sicherheit der Menschen Risiken eingehen: Das kann emotional belastend sein, zumal traumatische Erlebnisse in Notsituationen kaum vermeidbar sind. Zwar finden extreme Notfälle im alltäglichen Feuerwehrdienst eher selten statt, dennoch muss damit gerechnet werden. Wie der Einzelne darauf reagiere, sei im Vorfeld nicht kalkulierbar. „Wir haben bei uns einen Feuerwehrseelsorger. Er kommt bei schweren Einsätzen immer mit“, sagt Stählker.

Lassen nichts anbrennen: In praktischen Übungen können die Jugendlichen lernen, wie man Feuer löscht, Personen rettet und Erste-Hilfe leistet.

Wettbewerb zum Jubiläum

Seit 50 Jahren ist die Nachwuchsarbeit mit Jugendlichen fester Bestandteil der Feuerwehr Warendorf. Zum Jubiläum findet im September in der Bundeswehrsportschule ein Wettkampf der Jugendfeuerwehren in NRW statt. Bis zu 30 Jugendgruppen werden daran teilnehmen. Gekämpft wird um die sogenannte Leistungsspange, die höchste Auszeichnung, die Mitglieder der Jugendfeuerwehr erreichen können.

In fünf Disziplinen werden die angehenden Feuerwehrmänner und -frauen getestet. Um Schnelligkeit zu beweisen, müssen sie eine Schlauchleitung mit einer Länge von 120 Metern legen. Sportlich wird es während des Kugelstoßens und des Staffellaufs. Beim Löschangriff müssen die Jugendlichen eine korrekte Wasserentnahme durchführen. Im Theorieteil wird das Wissen über Löschmittel, Unfallverhütung und Gesellschaftspolitik abgefragt. Der Fokus liegt auf der Gemeinschaftsleistung der Gruppe.

Die Jugendfeuerwehr Warendorf wurde im Jahr 1973 gegründet und verzeichnet derzeit wieder mehr Zulauf. Die 39 Mitglieder sind je nach Alter in zwei Gruppen geteilt und treffen sich alle 14 Tage dienstagabends. Ab elf Jahren können Interessierte beitreten. Der für angehende Feuerwehrleute verpflichtende Grundlehrgang kann schon mit 16 Jahren begonnen werden. Mit erreichter Volljährigkeit und absolvierter Feuerwehrausbildung können erste Einsätze bestritten werden. Außerdem gibt es die Vorstufe Kinderfeuerwehr für Mädchen und Jungen im Alter von sechs bis elf Jahren.

Info

Die Feuerwehr der Stadt Warendorf hat insgesamt sieben Löschzüge. Die Jugendfeuerwehr verfügt über zwei Feuerwehrautos, ein Löschfahrzeug und einen Mannschaftstransporter. 80 Prozent der teilnehmenden Jugendlichen würden mit 18 Jahren in den regulären Feuerwehrdienst eintreten, sagt Daniel Stählker. (blz)

Daniel Stählker engagiert sich seit 24 Jahren für die Feuerwehr.

Quelle: Die Glocke

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