In Corona-Zeiten ohne Wenn und Aber einsatzbereit

In Corona-Zeiten ohne Wenn und Aber einsatzbereit

Spezielle Corona-Einsätze? Gibt es nicht bei der Warendorfer Feuerwehr. Trotzdem ist das Virus für sie allgegenwärtig. Weil die ehrenamtlich tätigen Kräfte vor ihm auf der Hut sein müssen, um einsatzfähig zu bleiben. Und weil die Feuerwehrleute nie wissen, ob Sars-CoV-2 an einem Einsatzort mit von der Partie ist. Jeder verletzte Autofahrer, den sie aus seinem Unfallwrack befreien, könnte mit dem Virus infiziert und ansteckend sein.

Nach acht Monaten Pandemie stellt der Warendorfer Feuerwehr-Chef Christof Amsbeck zufrieden fest: Der Einsatzfähigkeit der sieben Löschzüge mit ihren rund 300 Mitgliedern hat das Virus nichts anhaben können. Anders sieht es beim Alltag der Organisation aus, der von Ausbildungseinheiten, Seminaren und Dienstabenden geprägt ist. Dort gab es spürbare Einschnitte, wie Amsbeck und Olaf Schröder, der wie Lars Recker als Stellvertretender Feuerwehrleiter amtiert, berichten.
Seit dieser Woche, als erneut verschärfte Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus in Kraft traten, beschränkt sich die Warendorfer Wehr, wie schon im Frühjahr, auf den Einsatzdienst. Alles andere – der Dienstbetrieb, wie es im Fachjargon heißt – wurde ausgesetzt und ruht vorerst.
Wird die Feuerwehr in Corona-Zeiten alarmiert, tragen alle ausrückenden Mitglieder schon bei der Anfahrt Schutzmasken, wie Amsbeck erläutert. Zudem würden die Fahrzeuge mit weniger Leuten besetzt als möglich. Lieber werde ein Wagen mehr geschickt, um größere Abstände zu ermöglichen. Für die Einsätze stünden zudem die besonders wirksamen FFP2-Masken zur Verfügung. „Wir müssen oft nah an einen Menschen ran, wenn wir zum Beispiel eine eingeklemmte Person nach einem Unfall aus einem Fahrzeug holen. Mit den Masken sind die Patienten genauso wie wir bestmöglich geschützt.“
Die Hygienemaßnahmen seien bei der Feuerwehr schon vor dem Ausbruch der Pandemie auf einem guten Stand gewesen, ergänzt Schröder. Dennoch sei für jedes Gerätehaus ein neues Hygienekonzept erstellt und in den Fahrzeugen aufgerüstet worden. So liegen nun Tücher, um Flächen und Geräte desinfizieren zu können, in jedem Wagen bereit. Die Beschaffung sei im Frühjahr, als Masken, Schutzkleidung und Desinfektionsmittel plötzlich knapp wurden, zeitweilig aufwendig und anstrengend gewesen, berichtet Schröder. Das hat sich gewandelt. Was nötig ist, wird rasch geliefert.

 

Mehr Menschen zu Hause: Zahl der Alarmierungen sinkt

Bei den Einsatzzahlen scheint sich das Virus auszuwirken – es drückt sie nach unten. „Es sind mehr Menschen zu Hause und weniger auf der Straße. Das macht sich bemerkbar“, sagt Christof Amsbeck. Zwischen 450 und 500 Alarmierungen im Jahr sind üblich für die heimischen Löschzüge. „Jetzt sieht es so aus, als ob wir in Richtung 400 gehen“, berichtet Olaf Schröder.
Dass ein ganzer Löschzug im Dienstbetrieb zusammenkommt, ist seit Beginn der Pandemie tabu. Selbst als im Sommer angesichts der entspannteren Lage zeitweilig Schulungen möglich waren, wurden dazu die neunköpfigen Löschgruppen in zwei Einheiten aufgeteilt, wie Amsbeck und Schröder erläutern. Das Ziel dabei: jede Möglichkeit einer Masseninfektion unter den Warendorfer Feuerleuten ausschließen.
Nach Angaben der Wehrführung sind bislang insgesamt nur zwei Mitglieder positiv auf das Virus getestet worden, wobei sie sich „außerhalb der Feuerwehr“ infiziert hätten. Hinzu kämen einige Quarantäne-Fälle. Zu keinem Zeitpunkt sei jedoch die Einsatzfähigkeit auch nur einer einzigen Löschgruppe fraglich gewesen, betonen Amsbeck und Schröder.
Die beiden sind überzeugt: In der Corona-Zeit profitiert die Warendorfer Feuerwehr besonders von ihrer großen Mannschaftsstärke und ihrer dezentralen Struktur. Die sieben Löschzüge (Warendorf eins und zwei, Freckenhorst, Hoetmar, Milte, Einen und Vohren) seien flexibel einsetzbar und stünden bereit, um einander auszuhelfen. „Teamgeist und Gemeinsinn stimmen“, betont Schröder. Er lobt das „verantwortungsvolle Verhalten“ der Feuerwehrleute in der Corona-Krise. Dabei gehe es nicht allein darum, die Einsatzfähigkeit zu erhalten, sondern auch um eine gesellschaftliche Vorbildfunktion, sagt Amsbeck. „Die Feuerwehr wird von der Bevölkerung ganz genau wahrgenommen. Stünden wir an einem Einsatzort ohne Mund-Nasen-Schutz eng beisammen, würde das sehr komisch ankommen. Diese Signalwirkung ist uns bewusst.“

Für Ehrungen soll ein würdiger Rahmen gefunden werden

Dass die Löschzüge Anfang 2021 ihre üblichen Jahresversammlungen abhalten können, hält Christof Amsbeck angesichts der aktuellen Corona-Entwicklung für unwahrscheinlich. Dabei weiß er genau, wie wichtig die Rückkehr zur Normalität mit regelmäßigen Treffen gerade für eine ehrenamtliche Feuerwehr wäre. „Man muss sich austauschen und im Kontakt bleiben. Man muss miteinander üben, damit man weiß, dass man sich auf die eigenen Fähigkeiten und die des anderen verlassen kann. Nur so funktioniert das Gesamtgefüge.“
Die Pandemie erhöhe bei allem, was bei der Feuerwehr anstehe, den Organisationsaufwand ungemein, sagt Amsbeck. Olaf Schröder sieht seine Aufgabe auch darin, die Löschzugmitglieder und alle, die es werden möchten, bei der Stange zu halten, was ihre Motivation angeht. Als Beispiel nennt er neue Feuerwehrleute, deren Grundlehrgang aufgrund der Pandemie unterbrochen werden musste. „Die dürfen dann das Interesse nicht verlieren.“
Die Generalversammlung des Feuerwehr-Stadtverbands war im März eine der ersten Veranstaltungen, die dem Coronavirus zum Opfer fiel. Wenn sie nächstes Jahr erneut gestrichen werden muss, ist es Amsbeck ein großes Anliegen, dass zumindest die Ehrungen und Beförderungen in einem würdigen Rahmen vorgenommen werden können. „Das ist uns wichtig. Und wenn wir dafür drei Abende brauchen, um alle einladen zu können“, betont der Feuerwehr-Chef.
Zu seinen Wünschen fürs nächste Jahr zählt ein wirksamer Corona-Impfstoff. Und dass seine ehrenamtlich tätigen Leute in den Löschzügen zu einem möglichst frühen Zeitpunkt damit bedacht werden mögen.

Quelle: Die Glocke

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