Dass er einmal zwölf Jahre Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Warendorf sein wird, hätte Christof Amsbeck niemals gedacht. Als er am 1. April 1985 mit 17 Jahren in die Feuerwehr eintrat, hat er vielmehr seinem besten Freund und Trauzeugen Joachim Koch einen Gefallen getan: „Als er mich fragte, ob ich Lust dazu habe, lautete die Antwort damals: ‚Eigentlich nicht‘“, erinnert sich Amsbeck. Doch dann hat der Warendorfer hat im wahrsten Sinne des Wortes für das Ehrenamt Feuer gefangen. 2024 blickt er auf 39 Jahre Feuerwehr-Zugehörigkeit zurück. Und die ist auch nicht vorbei.
Mit dem heutigen Tag ist Christof Amsbeck „nicht mehr Ehrenbeamter – ein Titel, der dem Leiter der Freiwilligen Feuerwehr automatisch zuteilwurde, sondern wieder Ehrenamtler“, stellt er fest. Im Gespräch mit der „Glocke“ blickt er zurück und zieht Bilanz seines ehrenamtlichen Engagements, das neben seiner Tätigkeit als Unternehmer sein Leben und damit auch das seiner Familie maßgeblich mitbestimmt hat. „„Ich bin da so reingeschlittert“, hält er fest. Losgelassen hat ihn die Wehr nicht mehr. Auf die Fachausbildung folgten Fortbildungen, Lehrgänge und mehr: „Ich habe alles durch, was der Katalog hergibt“, erzählt der 56-Jährige. Im April 2008 wurde er einer von zwei Stellvertretenden Leitern der Warendorfer Feuerwehr, bis er 2012 die Leitung übernahm. Sechs Jahre dauert eine solche Amtszeit bei der Freiwilligen Feuerwehr. Als er 2018 den Posten für weitere sechs Jahre übernahm, war allerdings klar, dass danach Schluss ist: „Das war damals schon mit allen Beteiligten besprochen“, sagt Amsbeck und ist überzeugt, dass es auch an der Zeit sei, Platz für jüngere Kräfte zu machen.
Die Zeit, die eine solche Stellung fordert, ist immens. „Arbeitsaufwand: sechs bis sieben Stunden täglich“, sagt Amsbeck – neben dem Beruf und seinem Hobby Rennradfahren, für das er auch immer Zeit braucht: „Als Ausgleich, um fit zu bleiben, um den Kopf frei zu bekommen.“ Dass die Familie viel zurückstecken musste, liegt auf der Hand: „Die Arbeit ist lebensbestimmend. Wenn meine Frau und beiden Töchter mich nicht immer unterstützt hätten, wäre das nicht gegangen. Die Familie, das ist meine kleine perfekte Welt.“
Sinnvoll findet er auch, dass Frank Sölken als Amtsleiter Brandschutz und Rettungsdienst der Stadt Warendorf nun auch die Leitung der Freiwilligen Feuerwehr übernimmt: Ein Amtsleiter und ein Ehrenamtschef seien nicht länger zielführend.
Speziell Einsätze mit Kindern vergisst man nicht so leicht
Die Abgabe der Leitung bedeutet aber das nicht das Ende als Feuerwehrmann: „Müßiggang fällt mir sehr schwer“, gesteht Christof Amsbeck freimütig, dass er schon mit Wehmut gehe. Wenn auch nur als Leiter. Denn wenn alles gut geht, bleibt er weitere zehn Jahre im aktiven Dienst. „Das ist bis zum Alter von 67 Jahren möglich“, weiß er. Die nächsten Dienste seien bereits eingetragen.
Neben seinem Einsatzdienst in einer Fahrzeuggruppe, gehöre er künftig auch zum sogenannten Führungsdienst der Freiwilligen Feuerwehr Warendorf. Das ist eine Gruppe, die die Einsatzleitung bei größeren Schadensereignissen unterstützt – beispielsweise wie beim Hochwasser Weihnachten 2023. Ansonsten werde es keine Sonderstellung für ihn geben: „Die Feuerwehr ist hierarchisch organisiert. Da gibt es Befehl und Gehorsam.“
Trotz der Begeisterung für den Job als Feuerwehrmann, benennt Amsbeck ebenso die Herausforderungen: Mental einerseits und andererseits das Arbeitsfeld mit seinen bürokratischen Notwendigkeiten. „Es gibt Einsätze, die vergisst man nicht“, betont er. Das seien sehr oft Fälle, bei denen Kinder und junge Menschen zu Schaden kommen. Diese Einsätze seien sehr speziell und können seelisch belastend sein, sagt der Feuerwehrmann. Eine große Hilfe stelle hier die Seelsorge dar, die den Einsatzkräften durch Diakon Martin Kofoth zuteil werden kann. „Generell gibt es eine verpflichtende Nachbesprechung mit den Einsatzkräften. Die psychosoziale Unterstützung durch das PSU-Team hat sich bewährt“, erläutert er. „Lustige Einsätze“ gibt es indes nicht, stellt er klar. Nur schöne. „Schön sind alle Einsätze, bei denen wir helfen oder retten konnten und einen Einsatzerfolg vermelden können – beispielsweise wenn wir größeren Schaden abwenden konnten.“ So wie es beim Hochwassereinsatz Weihnachten 2023 oder beim Brand von Porten Leve 2008 war: „Trotz des Schadens waren wir erfolgreich, weil wir noch viel retten konnten.“
Deutlich zugenommen hat laut Amsbeck der bürokratische Aufwand, seitenlange Aufnahmebögen sind auszufüllen, Sicherheitsnachweise, Gefährdungsbeurteilungen und so weiter mit dem Ergebnis, dass es „in der Verwaltung einen hauptamtlichen Leiter für Brandschutz und Rettung braucht, der das Ehrenamt ermöglicht“.
Mehr geworden ist ebenfalls die Respektlosigkeit gegenüber Einsatzkräften, hat Amsbeck beobachtet: „Übergriffe sind nicht so häufig wie in größeren Städten, aber die Respektlosigkeit hat auch bei uns zugenommen.“
Quelle: Die Glocke